Film - My Mistress

19.06.2018 | Von: Nora | | Kategorie: Medien & Web

"My Mistress" BDSM-Drama
Inhalt: Nach dem tragischen Tod seines Vaters ist das Leben des 16-jährigen Charley Boyd (Harrison Gilbertson) in eine emotionale Schieflage geraten. Wenig Hilfe bietet dabei seine Mutter, die mit eigenen Problemen und einem Liebhaber genug zu tun hat. So verkriecht sich der Junge immer mehr in eine eigene Welt. Nur die mysteriöse Französin Maggie (Emanuelle Béart), die kürzlich in eine malerische alte Villa in der Nachbarschaft eingezogen ist, erregt sein Interesse. Er heuert bei ihr als Gartenhelfer an und entdeckt, dass die attraktive Dame ihr Geld als Domina verdient. Als beide Vertrauen zueinander fassen und sich eine Beziehung entwickelt, rutscht der junge Mann immer tiefer in ein Geflecht aus Lust, Liebe und Schmerz. Jedoch nimmt das Umfeld - vor allem Charleys Mutter - bald Anstoß an dem ungewöhnlichen Liebespaar.
Beim Betrachten des Trailers war mein Gedanke, es würde sich bei dieser australischen Produktion um einen  mit ästhetischen Bilder gespickten Erotikfilm des Subgenres BDSM/Fetisch handeln.  Ich lag falsch, denn man sollte sich von der auf Hochglanz geputzten Filmvorschau (zu sehen zum Beispiel bei Youtube unter dem Suchwort „My Mistress”) nicht leimen lassen. Der Trailer erinnert eher an einen MTV Videoclip und ist aus den stärksten BDSM- und Fetisch-Szenen des Films zusammengeschnitten worden, was vielleicht daran liegen mag, dass der australische Regisseur Stephen Lance vor diesem Film sein Geld vor allem mit Musik- und Werbevideos verdient hat.
Das Leitthema des Streifens  (der Umgang eines Heranwachsenden mit einem Schicksalsschlag und die Verarbeitung des daraus entstandenen Schmerzes ) wird im Werbetrailer kaum vermittelt: Charley lernt in seiner schwierigen Beziehung zu der gut 20 Jahre älteren Domina Maggie seinen emotionalen Kummer durch das Erfahren von körperlichem Schmerz zu verarbeiten und zu lindern, dabei sogar so etwas ähnliches wie Liebe oder inneres Glück zu erfahren. Andererseits hat auch Maggie eine schwierige Vorgeschichte, die vielleicht ebenso einer Verarbeitung bedarf: Auch bei ihr hat es Erniedrigung und seelischen Schmerz zuvor gegeben.
Hierin liegen auch die Schwächen des Films. Maggies Motivation und ihre Denkweise bleiben ziemlich undeutlich. Ihre Dominanz zeigt sich hauptsächlich in ihrer Ausdrucksweise, was akzeptabel ist. Hingegen kommt sie mit Züchtigungen im Rahmen von Sessionen erstaunlich wenig zum Zuge, dann aber sehr heftig, mit geradezu ungebremster Kraft. Demgegenüber hat Charley, gemessen an seinem Status, zu lange Passagen von selbstbewusster, aggressiv wirkender Tonart und Verhaltensweise und man fragt sich, wie weit eine devote oder masochistische Veranlagung überhaupt bei ihm vorliegt. Oft neigt er dazu, sogar gegen Maggie die Oberhand gewinnen zu wollen. Das wirkt mitunter konstruiert und nicht rollengerecht. Eine nachvollziehbare Abhängigkeit gegenüber Maggie ist allenfalls in Hinblick auf seine Einsamkeit gegeben. Alles bleibt jedoch – wie eben in einem Werbe- oder Musikvideo – recht oberflächlich gehalten: Im Gedächtnis bleiben vorrangig einzelne sehr ästhetische SM-Sequenzen, die aber wenig aufeinander aufbauen.
Der Film enthält so zu wenige, kurze BDSM-Szenen. Als Eingangsstufe bzw. als Grundeinstellung hätte ich diesem Film mehr oder ausführlichere Szenen dieser Art gewünscht, in denen der junge Mann schrittweise in die für ihn noch unbekannte Welt eingeführt wird. Fast mag man übrigens meinen, dass die Szenen aus dem Trailer den SM-Bereich des Filmes eigentlich schon komplett abdecken. Wer also nur SM  sehen will, dem würde fast schon der Trailer reichen.
Wenn der Film trotz der angesprochenen Schwächen noch die Note „sehenswert“ von mir bekommt, liegt das vor allem an der guten schauspielerischen Leistung von Emmanuelle Béart, die bereits seit dem Film „Manons Rache“ aus dem Jahr 1986 keine Unbekannte ist und oft die Rolle der Femme Fatale eingenommen hat. Mit dem Äußeren dafür ist sie reichlich ausgestattet. Laszive Erotik markiert jede Bewegung und jedes Wort der attraktiven Frau mit dem Schmollmund und der extravaganten Fetisch- und Latexkostümierung. Kurz: sie ist pure Sinnlichkeit, der feuchte Traum eines jeden Genießers anmutsvollen SM.
Abzüge bekommt der Film bei der Synchronisation, deren deutsche Sprecher(-innen) es nicht immer verstehen, die Gefühle aus den Szenen in eine passende emotionale Sprache zu fassen. Deswegen würde ich sogar eher die englische Version empfehlen, in der Maggie, wenn die dominante Wut mit ihr durchgeht, auch einmal französisch spricht.
Fazit: „My Mistress“ ist mit Abstrichen ein sehenswertes Erotikdrama, in dem die Leistung der fabelhaften Emmanuelle Béart als Domina über einige Schwächen hinwegtröstet.

Informationen:
Darsteller: Emmanuelle Béart, Harrison Gilbertson, Rachael Blake
Regisseur(e): Stephen Lance
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Lighthouse Home Entertainment
Erscheinungstermin: 20. Februar 2015
Produktionsjahr: 2014
Spieldauer: 104 Minuten
Regie: Stephen Lance


Film - My Mistress - Foto Nr. 1