SOKO Leipzig ermittelt im Studio Black Fun

08.01.2012 | Von: Max | | Kategorie: Max`Kolumne

Krimi “Rollenspiel” im ZDF am Freitag, 06.01.2012, 21.45 Uhr mit teilweise fragwürdigen Szenen.

Die Geschichte birgt Spannung und hat durchaus das Zeug für einen Krimi. Ein Veranstalter von diskreten Fetisch Partys führt als verheirateter, selbständiger Immobilien-Gutachter ein Doppelleben. Seine Ehefrau scheint von seinen bizarren Unternehmungen nichts zu wissen, bis dieser während einer seiner Partys auf mysteriöse Weise ums Leben kommt.

Die nachfolgende Beschreibung des Krimis stellt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, jedoch will ich einige wirkliche und unwirklich anmutende Szenen dieses Filmes hervorheben:

Am Ufer eines Flusses wird eines Morgens ein Toter aufgefunden, der offensichtlich post mortem in den Fluss verbracht wurde. Die SOKO Leipzig, bestehend aus den Beamten Hajo Trautzschke, Jan Maybach, Ina Zimmermann und Miquel Alvarez) beginnt routinemäßig mit ihren Untersuchungen und ermittelt dabei nicht nur den Ort, an dem die Fetisch Party veranstaltet wurde, sondern macht auch einen Schlosser, der unter anderem SM-Möbel produziert, ausfindig. Dieser wird von der SOKO Leipzig zur Mitarbeit bewegt. Dabei soll der Kripobeamte Jan Maybach (gespielt von Marco Girnth) als Mitarbeiter des Schlossers getarnt, zusammen mit dem Schlosser ein ortsansässiges Domina Studio (Drehort Studio Black Fun in Leipzig) im Rahmen einer Belieferung  aufsuchen. Ziel des gemeinsamen Auftritts ist es, herauszufinden, welche Partygäste auf der besagten Fetisch Party anwesend waren, und wie deren bürgerliche Namen sind. Schließlich könnten diese Zeugen des vermutlichen Verbrechens sein.

Empfangen werden die beiden von der Betreiberin des Domina Studios, Frau Müller (Lady Cassandra – gespielt von Elena Uhlig). Im Laufe der Unterhaltung zwischen den beiden Schlossern und der Hausherrin kommt das Gespräch auf die besagte Party und der vermutlich existierenden Gästeliste, an der natürlich nicht nur der verdeckte Ermittler, sondern vordergründig auch die Studiobetreiberin ein hohes Interesse zu haben scheint.

Und hier kommt es zur ersten fragwürdigen Szene:

um die Gästeliste der Party zu erhalten, lotst sie den als Schlosser getarnten Ermittler mit einem Vorwand in einen Käfig, um ihn darin kurzerhand einzuschließen. Offensichtlich hoffnungslos ausgeliefert und von der Domina auch mit einer Peitsche durch das Gitter hindurch bedroht, gerät der Ermittler in Panik. Selbst nachdem der Ermittler sich als Polizeibeamter zu erkennen gibt, macht die Domina den Käfig nicht wieder auf, sondern verlangt sogar noch das Zauberwort “Bitte”. Der Polizeibeamte bleibt zunächst weiterhin eingesperrt und wird fortgesetzt von der Domina Lady Cassandra bedrängt, bedroht  und genötigt.

Ein Polizeibeamter wird also von einer Domina eingesperrt, und diese setzt Ihren Druck auf diesen auch dann noch fort, als sie schließlich weiß, dass es sich um einen Polizeibeamten handelt? Ein Polizeibeamter, der sich von einer bis dahin unbescholtenen Domina einsperren und dann auch noch nötigen lässt,  “Bitte” zu sagen, nur damit er aus dem Käfig gelassen wird? Einfach lachhaft! Diese Szene entbehrt jeglicher Realität!

Infolge dieser unangemessenen Vorgehensweise wurde die Domina Lady Cassandra schließlich ihrerseits von der Polizei in Gewahrsam genommen und verhört. Dabei wurde ihr die Gästeliste vorgelegt. Tatsächlich wurden von Ihr einige Gäste identifiziert, unter anderem ein Ehepaar, das von der SOKO unverzüglich aufgesucht wird.

Die nächste unwirkliche Szene:

während die Beamten das Ehepaar aufsuchen und befragen, setzt dieses seine Umzugsvorbereitungen für den geplanten Umzug mehr oder weniger ungestört fort. Einfach unwirklich. Kein ermittelnder Beamter würde dies zulassen.

Im Laufe weiterer Befragungen stellt sich heraus, dass dieses Ehepaar den Veranstalter der Party durchaus näher kannte. Dieser war für das Ehepaar im Rahmen eines Gutachtens tätig und hat es offensichtlich in betrügerischer Absicht übervorteilt. Damit erhöhte sich zunächst der Kreis der Verdächtigen, da ein Motiv vorhanden war.

Um die Sache etwas abzukürzen: die weiteren (aber durchaus hochinteressanten und sehenswerten) Ermittlungen ergeben weitere Details. Es stellt sich schließlich heraus, dass Domina Lady Cassandra sehr wohl mehr wusste und an dem Geschehen nicht unbeteiligt war. Dass sich am Schluß aber jemand ganz anderes als Täter entpuppt, hätte auch ich nicht erwartet.

Fazit: ein durchaus spannender Krimi, den man gesehen haben sollte. Insbesondere ist dieser Krimi mit seinen hervorragend inszenierten Ausschnitten der Fetischparty in einer für diesen Zweck traumhaften Location eines Gewölbekellers in einem Hotel ein Leckerbissen für Fetischisten und Masochisten gleichermaßen. Auch Elena Uhlig ist als Domina Lady Cassandra durchaus überzeugend rübergekommen – schade, dass sie als solche in Wirklichkeit nicht zur Verfügung steht!

So lobenswert dieser Krimi auch ist. Im Film wird eines der heikelsten Themen des BDSM behandelt – die Atemreduktion. Es drängt sich mir der Eindruck auf, dass zwischenzeitlich auch öffentlich-rechtliche Sender, wie das ZDF, mit so manchen Themen in gleicher Manie wie die privaten Sender umzugehen pflegen. Dass meiner Meinung nach der Jugendschutz in diesem Fall auch vom ZDF mit Füssen getreten wird, scheint offensichtlich.

Die Tatsache, dass dieser Krimi mit seinen durchaus jugendbeeinträchtigenden Szenen und detailreichen Aufnahmen der Atemreduktion und deren mögliche (auch unbeabsichtigte) Folgen ohne vorherigen Hinweis auf ein Mindestalter gesendet und darüber hinaus auch noch in der ZDF Mediathek zu jeder Tages- und Nachtzeit mindestens bis zum 13.01.2012 ohne Alterseinschränkung zur Verfügung gestellt wird, mag wohl daran liegen, dass einem großen Sender hier nichts anzuhaben ist, während jedem kleineren Internetportal derartige Inhalte sofort die Sperrung von Jugendschutzbehörden angedroht wird, sollten diese Inhalte unter Einhaltung von Fristen nicht entfernt werden.